Psychologe m.sc.

beziehungsgestaltung

 
 

Beziehungsgestaltung

Viele Menschen suchen psychologische

Unterstützung, weil sich in ihren Beziehungen

wiederkehrende Konflikte oder emotionale

Einschränkungen zeigen. Typisch sind Muster

wie übermäßige Abhängigkeit (Nähewunsch, Angst vor Verlassenwerden), Rückzug (Angst

vor Nähe, Kontrollverlust), Machtkämpfe (Do-

minanz vs. Unterwerfung), Idealisierung und

Entwertung (instabile Bindungen) oder Selbstwertkonflikte (Selbstüberschätzung vs. Min-

derwertigkeit).

Solche Dynamiken wurzeln meist in frühen Bindungserfahrungen, die vor der sprachlichen Entwicklung geprägt wurden. Nicht das

einzelne Ereignis steht im Vordergrund, sondern die verinnerlichte Beziehungs-gestalt, die sich später unbewusst re-

inszeniert. Auch wenn spätere, bewusstere

Muster – etwa das Gefühl, sich im Kontakt mit

Autoritäten klein zu fühlen – benennbar sind, bleibt die zugrunde liegende unbewusste Verknüpfung, etwa mit einer kritischen Vaterfigur,

oft verborgen. Erst durch Reflexion wird deut-

lich: Die einst hilfreiche Anpassung ist heute

nicht mehr notwendig – ein Kontakt auf Augen-höhe ist möglich.

Ziel ist es, diese Beziehungsmuster erfahrbar zu machen – sowohl in der Reflexion eigener Reaktionsweisen als auch der typischen Dynamiken mit anderen, etwa im gemeinsamen Erleben mit dem:der Psycholog:in.

Ein Beispiel: Eine Person fürchtet Zurückweisung, sehnt sich zugleich nach Nähe. Unbewusst werden Partner:innen gesucht, die distanziert sind – und so ihre Verlustangst verstärken. Auch in der Beratung kann dieses Muster auftauchen, etwa wenn sie den:der Psycholog:in durch Zuspätkommen unbewusst auf seine Reaktion testet. Erwartet sie Ablehnung, droht eine sich selbst

erfüllende Prophezeiung. Reagiert der:die Psycholog:in jedoch mit empathischer Reflexion statt Rückzug und Kritik, entsteht eine korrigierende Beziehungserfahrung: Nähe muss nicht zwangsläufig zu Verlust führen.

Solche Erfahrungen öffnen einen Raum, in dem alte Muster nicht nur verstanden, sondern emotional neu erlebt und flexibilisiert werden können – eine Voraussetzung, um tragfähigere Formen der Beziehungsgestaltung und zugleich ein beweglicheres Selbstgefühl zu entwickeln.