Identität
Manche Formen psychischen Leids resultieren nicht nur aus spezifischen Lebens- oder Beziehungskrisen, sondern aus einer allgemeinen
Anfälligkeit für emotionale Überflutung, selbst
bei geringer Belastung. Dies äußert sich in
der Schwierigkeit, Emotionen differenziert wahr-
zunehmen, zu regulieren oder zu tolerieren.
Häufig geht dies einher mit einem unscharfen oder widersprüchlichen Selbstbild, das sich in Identitätsunsicherheiten und schwankendem Selbstwertgefühl zeigt. Auch zwischenmenschliche Beziehungen sind oft
instabil, gekennzeichnet durch Verlustängste,
gepaart mit Phasen der Abgrenzung oder Idealisierung von Bezugspersonen. Diese Verzerrungen im Erleben führen zu konflikthaften und wechselhaften Beziehungen.
Die Grundlage dieser psychischen Dynamiken wird oft in der frühen Eltern-Kind-Beziehung gelegt. Einfühlsame Bezugspersonen spiegeln die Emotionen des Kindes und helfen ihm, negative Affekte zu regulieren. Fehlt diese Erfahrung, etwa durch Vernachlässigung oder inkonsistente Zuwendung, entsteht eine fragilere psychische Struk-
tur. Dadurch fällt es schwer, innere Spannungen und Konflikte adäquat zu bewältigen.
Der:die Psycholog:in begleitet die betroffene Person dabei, die Erfahrung der Überwältigung
in eine beobachtende und reflektierende Haltung zu überführen. Ziel ist es, nicht nur belastende Beziehungsmuster zu erkennen, sondern auch ein klares und beständiges Selbstgefühl zu entwickeln – gerade dort, wo emotionale Überflutung, innere Leere oder fragmentierte Identitätsaspekte das Erleben prägen. Dies ermöglicht es, eine innere Gestalt von sich selbst zu formen, die trägt.