Psychologe m.sc.

paarberatung

 
 

Paarberatung

Paarberatung begreift die Beziehung als Verortung unbewusster Wünsche, Ängste und unge-löster innerer Konflikte. Ziel ist es, zyklische

Muster zu erkennen und zu verstehen, wie sie

das gegenwärtige Verhalten prägen. Oft pro-

jizieren Partner:innen frühe Beziehungserfahrungen aufeinander – was kurz-

fristig Orientierung oder Stabilisierung gibt, aber langfristig Entwicklung hemmen kann.

Ein Beispiel: In einer langjährigen Beziehung eskalieren wiederkehrend Konflikte um Nähe und Autonomie. Eine Person reagiert auf vermeintliche Zurückweisung – etwa verspätete Antworten oder abgesagte Treffen – mit kontrollierendem Verhalten, häufigem Nachfragen und dem Bedürfnis nach Bestätigung. Das Gegenüber erlebt diese emotionalen Erwartungen als Druck und zieht sich zurück. Es entsteht ein reaktiver Kreislauf:

Je stärker das Nähebedürfnis artikuliert wird,

desto mehr wächst auf der anderen Seite das Bedürfnis nach Distanz – was für beide Partner:innen Frustration und Ohnmacht erzeugt.

Diese Muster wurzeln oft in früh geprägten Beziehungserfahrungen. Die kontrollierende Person hat möglicherweise emotionale Verunsicherung erlebt und sucht heute nach Bindungssicherheit. Die zurückweichende Person hat Nähe früher als überwältigend erlebt und Schutz durch Rückzug gefunden. In aktuellen Belastungssituationen werden diese Bewältigungsstrategien

reaktiviert – ohne dass ihr Ursprung bewusst ist.

Ein Ziel ist es, diese Dynamik verstehbar zu machen und neue Handlungsspielräume zu eröffnen. Die eine Person lernt, innere Unsicherheit auszuhalten, ohne sofortige Rückversicherung einzufordern. Die andere entwickelt Strategien, Nähe zu signalisieren, ohne sich selbst zu verlieren. Dabei sollte deutlich werden: Rückzug ist nicht zwangsläufig Ablehnung – sondern oft Ausdruck eines inneren Schutzbedürfnisses. Und Nähe muss nicht als Vereinnahmung erlebt werden – wenn sie klar, achtsam und selbstverantwortlich formuliert wird.

So entsteht die Möglichkeit, einander nicht nur reaktiv zu begegnen, sondern

in bewusster Bezogenheit – in einer Beziehung, die nicht aus unbewusster Wieder-holung erwächst, sondern aus geteilter Reflexion, gegenseitigem Respekt und emotionaler Reife.

Das Selbst muss sich nicht verteidigen, sondern darf sich zeigen.